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Blütenstände (Infloreszenzen)


Bilder links:

© 1991 P. Prusinkiewicz


Nur selten schließt die primäre Sproßachse oder eine Seitenachse mit einer einzelnen, terminal sitzenden Blüte ab. Viel häufiger treten Blüten in Aggregaten auf, die mehr oder weniger deutlich vom übrigen Pflanzenkörper abgesetzt sind und als Blütenstände (Infloreszenzen) bezeichnet werden. Unter Infloreszenz versteht man daher einen blühenden und demnach modifizierten Sproßabschnitt, in dem die Blattorgane in der Regel zu Hochblättern, den sog. Brakteen reduziert sind.

An Infloreszenzen lassen sich die allgemein bei Blütenpflanzen vorkommenden Verzweigungssysteme vorzüglich studieren. Wie bereits bei der Besprechung der Verzweigungstypen von Sprossen erwähnt, unterscheidet man auch hier zwischen monopodialen (razemösen) und sympodialen (zymösen) Blütenständen oder Infloreszenzen.

Zu ihrer Beschreibung zunächst einige Fachtermini. Unterschieden wird zwischen den geschlossenen und den offenen Blütenständen. Im ersten Fall wird die Infloreszenzachse von einer Endblüte abgeschlossen, die bei offenen Infloreszenzen fehlt. Offene Blütenstände sind beispielsweise Trauben, Ähren (siehe auch Abbildung), Kolben, Köpfchen (siehe auch Abbildung) und Dolden (siehe auch Abbildung). Diese Formen werden als einfache Infloreszenzen bezeichnet, da ihre Hauptachse unverzweigt ist. Zusammengesetzte (komplexe) Infloreszenzen weisen Seitenäste erster und höherer Ordnung auf. Hierzu zählen Infloreszenzen, die aus den eben genannten Formen zusammengesetzt sind: Doppeltraube (eine Traube, bei der die Einzelblüten durch Trauben ersetzt sind), Doppeldolde etc, sowie Rispe (s. auch Beispiel: Avena (Hafer) und Thyrsus).

Rispen sind typischerweise geschlossen, der Verzweigungsgrad der seitlichen Teilblütenstände (Partialinfloreszenzen) nimmt in Richtung zur Infloreszenzspitze kontinuierlich ab. Bei den Thyrsen sind die Teilblütenstände zymös, also ausschließlich aus Vorblattachseln verzweigt. Da bei den Dikotyledonen höchstens die ersten beiden Blattorgane einer Seitenachse die Funktion als Vorblätter wahrnehmen können, bilden sich an einer zymös verzweigten Achse maximal zwei Seitenachsen. Auf diese Weise entsteht ein Dichasium (Spirre) mit häufig gabelartiger Gestalt. Wird jedoch nur das Achselprodukt eines der Vorblätter gebildet, entsteht ein Monochasium. Je nachdem, ob die Verzweigung abwechselnd links und rechts der Blüten aufeinanderfolgender Generationen erfolgt, oder aber immer auf einer Seite entsteht, spricht man von einer Wickel oder einer Schraubel. Entsprechend heißen ähnliche Aggregate bei den Monokotyledonen - bei denen in der Regel nur ein Vorblatt pro Seitenachse gebildet wird - Fächel und Sichel.



 

Linkes Bild: Offene (monopodiale) Blütenstände (Evolutionschema nach A. TAKHTAJAN, 1959): Von der Traube gelangt man (links) über die Schirmrispe und die Dolde zum Köpfchen, zur Rispe (Mitte) oder über die Ähre zum Kolben (rechts). Rechtes Bild: Geschlossene (sympodiale) Blütenstände (Evolutionsschema nach A. TAKHTAJAN, 1959): Vom Dichasium gelangt man zum zusamengesetzten Dichasium, von dort (links) über ein doldenförmiges Dichasium zum Köpchen, zur Schraubel (Mitte) oder zum Pleiochsium (rechts).


© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de